Von 1233 an ist Glurns Sitz des Landesfürstlichen Gerichts. Jedem zum Tode Verurteilten stand ein Kissen zu, dieses wurde von den Bauern eines kleinen Hofes gefertigt, der bis heute Polsterhof heißt. Grundlage des Reichtums der Stadt war neben der regen Gerichts- und Handelstätigkeit mit Salz und Gütern auch das Recht, Weggebühren einzuheben. Einen wirtschaftlichen Rückschlag brachte der Sieg der Drei Bünde in der Calvenschlacht 1499, infolgedessen die Stadt geplündert und gebrandschatzt wurde. Die beim Wiederaufbau konzipierte Stadtmauer konnte erst 1580 fertiggestellt werden.
Nach der Erschließung neuer Handelsrouten in der frühen Neuzeit verlor die Stadt an Bedeutung, die Bevölkerung verarmte und wandte sich verstärkt der Landwirtschaft und dem Wanderhandel zu. Erst im 20. Jh. erlebt Glurns eine neue Blüte. Heute wird im Schludernser Torturm auf drei Stockwerken die Geschichte der Stadt illustriert. Im Kirchtorturm ist dagegen eine Dauerausstellung über den Glurnser Künstlers und Karikaturisten Paul Flora zu besichtigen.
Der Glurnser Mäuseprozess
Im Jahr 1519, als Glurns noch an den Folgen der Calvenschlacht litt, wurde den Feldmäusen der Prozess gemacht. Die Nager hatten großen Schaden angerichtet und wurden verklagt. Bis heute geben die Prozess-Protokolle Rätsel auf. Eine Rolle spielte sicher auch, dass man in dieser schwierigen Zeit den Zehent nicht bezahlen konnte. Im Prozess wurden Zeugen vernommen, Fakten gesammelt und den Mäusen ein Verteidiger zugeteilt. Der Richter ließ jedoch Milde walten und verwies die Mäuse unter freiem Geleit der Stadt. Nicht überliefert ist, ob sich sie sich dem Urteil beugten. Bis heute in der Stadt anzutreffen sind die süßen „Glurnser Mäuse“ aus Schokolade.